Stimmen aus Tschernobyl
Chronik der Zukunft
Eine theatralisch-musikalische Auseinandersetzung mit Swetlana Alexijewitschs Buch "Tschernobyl. Eine Chronik der Zukunft"
"Tschernobyl ist ein Mysterium, das wir erst entschlüsseln müssen. Ein noch ungedeutetes
Zeichen. Vielleicht das Rätsel für das einundzwanzigste Jahrhundert". (Swetlana Alexijewitsch)
Vor dreißig Jahren markierte das Reaktorunglück von Tschernobyl einen Einschnitt in der
Geschichte der Menschheit. Seine "strahlende Zukunft" über geschätzte 1.600 Generationen
hinweg fordert uns Zeitgenossen auf, die Verantwortung für die Zukunft von Mensch, Mitwelt,
Nachwelt und Umwelt auf der Erde als Entwicklungsort des Menschen wahrzunehmen. Die
kritische wissenschaftliche Forschung zu Tschernobyl wird durch beratenden und aktiven
Einbezug des gesellschaftspolitisch engagierten Wissenschaftlers Dr. rer. nat. Sebastian Pflugbeil
(Gesellschaft für Strahlenschutz, https://de.wikipedia.org/wiki/Sebastian_Pflugbeil) in die
Inszenierung zum Ausdruck kommen. Die Inszenierung versteht sich als Beitrag zu Hans Jonas'
Forderung nach einer Heuristik der Furcht. "Je dunkler die Antwort, desto heller gezeichnet die
Verantwortung. Und je weiter noch in der Zukunft, je entfernter vom eigenen Wohl und Wehe und
je unvertrauter in seiner Art das zu Fürchtende, desto mehr müssen Hellsicht der Einbildungskraft
und Empfindlichkeit des Gespürs geflissentlich dafür mobilisiert werden: eine aufspürende
Heuristik der Furcht wird nötig." (Das Prinzip Verantwortung (1979), S. 391 f.).
Die Entschleierung des "friedlichen" Atoms im Reaktorunglück von Tschernobyl war ein
missglücktes Experiment der Hochrisiko-Technologie. Die Entfesselung des atomaren
Höllenfeuers. Wir betraten eine Welt, in der das Böse keine Erklärungen abgibt. Es offenbart sich
nicht. Es kennt keine Gesetze und Grenzen. Töten kann das abgemähte Heu. Der geangelte
Fisch, das gefangene Wild. Ein Apfel. Tschernobyl ist der verkehrte Garten Eden. Angriff auf alles
Lebendige selbst. Diese Zone ist nicht irgendwo, weit weg. Sie hat sich auf die ganze Welt
erweitert. Wir sind drin. Teil des Experiments. Im Kern Resultat einer Wissenschaft und
Gesellschaft, die die Wahrheit über Tschernobyl bis heute gefangen halten. "Ich habe gesehen,
wie der Vor-Tschernobyl-Mensch zum Tschernobyl-Menschen wurde." (Swetlana Alexijewitsch)
Das Buch "Tschernobyl. Eine Chronik der Zukunft" der weißrussischen Literaturnobelpreisträgerin
Swetlana Alexijewitsch ist die Inspirationsquelle der künstlerischen Arbeit des international
besetzten Ensembles aus fünf Schauspielerinnen und Schauspielern, drei Musikerinnen und
Musikern und einer Sängerin. In einem mehrwöchigen gemeinsamen Probenprozess wird die
theatralisch-musikalische Bühnenfassung aus den individuellen Zugängen und den kreativen
Beiträgen der Künstler und Künstlerinnen zum Thema Tschernobyl erarbeitet. Ein Dialog der
Künste Schauspiel, Musik, Gesang, Pantomime, Licht und Video entsteht, er bildet das lebendige
Ausdrucksgeschehen der Stimmen aus Tschernobyl.
Für die Aufführungen hat die Regisseurin sich für das SOEHT.7, im ehemaligen Frauengefängnis
Lichterfelde, Söhtstr.7, 12203 Berlin, entschieden. Vorplatz, Lichthof, Gänge, Zellen und Kapelle
des Gefängnisses werden durch die Inszenierung bespielt. Durch die raumspezifische
künstlerische Arbeit im ehemaligen Gefängnis betonen die Stimmen aus Tschernobyl jene
Dialektik der Entschleierung des "friedlichen" Atoms und seiner Entfesselung als atomares
Höllenfeuer sowie einer Wissenschaft und Gesellschaft, die die Wahrheit über Tschernobyl bis
heute gefangen halten.
© Fotos: Christian Angl, Roger Rossel, Arkadiusz Zimny
Regie
Elzbieta Bednarska
Schauspiel
Katja Tannert
Jule Torhorst
Nico Ehl
Richard Schnell
Gesang
Sophie Tassignon
Musik
Agata Gromek
Konrad Roginski
Ingo Ross
Kostüme
Daphne Roeder
Licht
Juri Rendler
Zachary Schellin
Video
Declan Hurley
Textfassung
Elzbieta Bednarska
Plakat
Leszek Zebrowski
Unter Mitwirkung von
Dr. Sebastian Pflugbeil (Gesellschaft für Strahlenschutz)
Premiere
am Freitag, den 13. Januar 2017 um 19 Uhr
im SOEHT.7
>> Ehemaliges Frauengefängnis
Söhtstr. 7, 12203 Bln-Lichterfelde
Bus M11 / Holbeinstraße
S1 / Lichterfelde/West
dann 10 Min Fußweg
Weitere Vorstellungen
23., 24., 25., 30. November
& 1., 2. Dezember 2018
Tickets
10 bis 15 euro
Informations- / Kartentelefon: 0159 0151 0390
Kartenbestellung unter:
stimmenaustschernobyl@gmail.com
Ein Projekt der Stiftung Begegnungen/ Fundacja Spotkania in Kooperation mit der Ernst-Michael-Kranich-Stiftung und der Gesellschaft für Strahlenschutz
Fotos
Flyer (.pdf/ 679kb)
Trailer Tschernobyl Projek